Ägypten

Ägypten, Land der Pharaonen und Pyramiden, ja so hat man bis vor einigen Jahren gedacht, heute schwanken die Gedanken zwischen Tourismus und Terrorismus.

 

Als ich vor unserem Urlaub Ägypten gehört hatte, dachte ich tatsächlich, dass das Land nicht mehr bereist werden kann, da man ja von Anschlägen gehört hat und das Land in einer Region liegt, die nicht gerade für Frieden bekannt ist.

Was ich gesucht hatte, war ein Land in dem man im Dezember noch eine wärmende Sonne hat, ich zu dem Zeitpunkt auch noch schwimmen kann und vor allem, es muß bezahlbar sein.

Nach ausführlichen Recherchen unter Zuhilfenahme von Google und Co. bin ich natürlich auf Ägypten gestoßen.

Was für schöne Hotel Anlagen, mit riesigen Pools und einem 26 Grad warmen Meer, nichts vergleichbares sonst, ob ich mal mit Ulli reden soll? Ich war auf alles gefasst, besonders auf eine Aussage wie „bist du wahnsinnig“ oder in der Art.

Aber die Antwort war „warum nicht?“ Na ja, entgegnete ich „unsicheres Land?“ Das ist Deutschland auch und passieren kann über all was, war ihre Antwort.

OK, die LUNTE brennt (soll heißen, jetzt los mit Reise buchen).

Erst mal gab es eine optische Vorauswahl, Häuser sind in warmen Farbtönen, passt! Großer Pool, passt! Viele positive Bewertungen, Passt! Der Preis passt auch, gebucht.

Also quälten wir uns durch den Herbst, noch ein bisschen Winter und Zack da war der Tag des Abflugs.

Besonders freute ich mich, in der Weihnachtszeit von Weihnachtslieder und Tannenbaum flüchten zu können, kein Stille Nacht, kein oh Tannenbaum.

Wir reden ja hier von einem Muslimisch geprägten Land.

25.12, Heiligabend hinter uns gebracht ging es nun los mit Azur Air Richtung Hurghada. Bei der Landung sah man schon den roten Boden von Ägypten, keine Wolken durch die wir durch mussten, jetzt freuten wir uns auf die Wärme des Landes,( erst mal wetterbezogen gemeint).DSC_0343

Als wir aus dem Flughafengebäude kamen, blies uns gleich ein – entgegen meiner Erwartungen – kühler und starker Wind entgegen.

Wir wurden aber von dem Reiseleiter, der uns freundlich empfing, darauf hingewiesen dass wir ja nach Marsa Alam fahren würden und es dort deutlich wärmer ist. Damit wir nicht zu lange auf die anderen Reisenden warten müssen, sollten wir exklusiv mit einer Limousine gebracht werden, die wäre in 5 Minuten da. Nach genau oder ungefähr oder etwas länger, kam tatsächlich eine, na ja, Limousine, oder besser gesagt ein „abgerockter Hyundai irgendwas“ angefahren. Was mir bei der Fahrt auffiel war, die Ägypter sind äußerst kommunikativ, soll heißen, erst telefonierte der Fahrer recht lange (natürlich mit Smartphone), sodann ging es in die Recherche, also im Internet surfen, aber nach ganz wichtigen Dingen, denn es wurde die ganze Fahrbahn zum fahren benutzt, also Fahrbahn, nicht Fahrspur. Ihm entging aber nicht dass einige andere Fahrzeuge auch mal entgegen kamen, die aber brav auf den Randstreifen auswichen . Als er nun das Internet leer gelesen hatte, und meine Fingernägel bereits die Polster durchstoßen hatten, nahm ich an, er wäre in den Autopiloten gewechselt.DSC_0365

Ich hatte einen schönen Blick über den Innenspiegel auf seine Augen, wobei ich sagen muss, Augen habe ich da jetzt nicht wahr genommen, eher Augenlider und ich bemerkte den tiefen Wunsch in mir, dass er wieder auf das Smartphone blickt, damit er wenigstens die Augen offen halten kann. Auf diese Weise fuhren wir nun einige Kiometer durchs karge Land, mit Bauschutt am Straßenrand und Bauruinen in sichtbarer Weite, bis sich die Fahrt verlangsamte und wir zwischen zwei Wachttürmen mit (ich bin kein Waffenspezialist) „Kalaschnikows“ im Anschlag.

Dieser Posten war jetzt nicht dazu gedacht das ich mich vor Angst einnässe (hab ich natürlich auch nicht) sondern als Polizeiposten gegen die bösen Buben.

Jetzt hatte ich ein besseres Gefühl, auch nach dem zwischen den Hügeln hier und da auch mal ein schweres Geschütz stand.

Als wir (mehr oder weniger) sicher am Hotel ankamen, wurde uns gleich noch eine Sicherheitseinrichtung direkt beim Pförtner präsentiert, aus dem Boden vor dem Fahrzeug stand eine lange Reihe dicker Pinne die angespitzt waren und die, beim überfahren die Reifen nicht schadlos überstehen würden, mit einem langen Hebel drückte, nach erfolgreicher Papierschau, der Pförtner die Pinne dort hin, das es ein schadlos überfahren möglich machte.

Ein weiteres Sicherheitselement erwartete uns am Eingang, ein Metalldetektor, der aber außer Funktion war (der Stecker lag daneben).DSC_0603

Wir wurden an der Rezeption freundlich mit einem Kaltgetränk, Weihnachtslieder, einem großen Weihnachtsbaum, einem großen Schriftzug in der Empfangshalle“ Mary Christmas“ und dem Hinweis wir hätten eins der besten Zimmer im Haus, begrüßt, eine deutsche Betreuerin bestätigte das und eine weitere Bestätigung bekam ich dann, als wir in das Zimmer kamen, auf den Balkon gingen und der Ulli die Emotionen aus den Augen liefen, sieht aus als hätte ich wieder mal alles richtig gemacht.

Ägypten zeigt sich von der schönen Seite, eine schöne Hotelanlage, große Pools, Sonne, Wärme, das Meer, so war mein Wille und um es mit den Worten von Julius Cäsar auszudrücken:

„Veni vidi vici“ (er kam, sah und siegte)

Bei der ersten Begehung der Anlage trafen wir auf freundliches Personal die uns mit einem ebenso freundlichen „Mary Christmas“ begrüßten und einiger, in der Anlage strategisch platzierter Lautsprecher, aus deren Inneren liebliche Musik frohlockte, in Gestalt von „Stille Nacht“ und „oh Tannenbaum“ und dem allseits geliebten“ i’m dreaming of a white Christmas“

Ihr erinnert euch was mein Wunsch war? Jedenfalls schloss ich Anfangs genau jenes aus, dass mich an Weihnachten erinnert.

Diese lieblichen Laute (die wahrscheinlich von einer einzigen CD stammten) verfolgten uns den gesamten Urlaub hindurch.

Am nächsten Tag war dann die freundliche Begrüßung durch die Reiseleitung der Reisegesellschaft  (pieeeeep) (wir wollen ja keine Werbung machen).

Wir wissen ja, dies dient natürlich nur unserer Information und, na klar, die wollen ja was verkaufen, Touren natürlich!

Wir wollten eigentlich für die eine Woche in der Anlage bleiben, zwecks der Sicherheit und der Entspannung, aber beim Stichwort Tauchen und Quad wurden meine Ohren sehr spitz. Somit ergab es sich, das wir tatsächlich zwei Touren gebucht hatten.

Die erste Tour führte uns in eine schöne Bucht in der einige Jachten vor Anker lagen, es war schwer zu übersehen, dass es sich um jene Boote handelt, die uns an schöne Schnorchelplätze führen würden. Ein Beiboot näherte sich uns und bevor wir darüber nachdenken konnten, waren wir damit bereits auf dem Weg Richtung Jacht.

Auf der Jacht wurden wir wieder mal sehr freundlich begrüßt und uns wurde erzählt, dass wir nun zu einem Riff fahren würden und wir dort mit einem Beiboot irgendwo ausgesetzt würden und zur Jacht zurück geführt werden, im Anschuss sollte es dann in einen Naturreservat gehen, wo, bei ruhiger See es sein könnte, dass wir Delfine sehen.

Na ja, erzählen kann man viel und schon war auch viel erzählt und wir fuhren mit der tollen Jacht hinaus aufs Rote Meer. (warum eigentlich rot?)

Die Jacht stoppte und wir wurden ins Beiboot gesetzt ( obwohl, gesetzt haben wir uns schon selber). Wir fuhren ein paar Minuten und schon konnten wir mit unseren besonderen Taucherbrillen die Unterwasserwelt erkunden.

Wir schwammen direkt neben einem Riff, unter uns ca. 10 Meter Tiefe. Über und am Riff tummelten sich die schönsten schwimmenden Lebewesen (Ulli mal nicht mitgerechnet) und wunderschöner Korallen die ein Gewässer so hergibt.

Es war wirklich so wie vorher erzählt, von unseren Guids geführt tauchten wir bis zur Jacht, ca. 30 Minuten am Riff entlang und stiegen mit einem breiten Lächeln zurück an Bord.

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Noch bevor wir richtig trocken waren, setzte sich die Jacht wieder in Bewegung, wir in der Erwartung, vielleicht tatsächlich en paar Delfine zu Gesicht zu bekommen.

Nach ca. 30 Minuten kamen wir in dem Nationalreservat an und bemerkten bei der Besatzung eine gewisse Hektik, sie trieben uns regerecht in das Beiboot, fuhren uns ein Stück raus und mit den Worten Jalla Jalla was soviel heißt wie: schnell schnell, verließen wir das Boot und ich sehe beim Eintauchen wie ein Delfin sich von mir entfernt, ich versuchte hinter her zu kommen, wer hätte es geahnt, der war ja viel schneller als ich.

Schade, dachte ich, so richtig Delfine gucken war das jetzt ja nicht, was ich ja nicht ahnte, er nahm nur Anlauf und kam zurück, im Schlepp mit der ganzen Sippe und ich war, so wie die meisten unserer Gruppe von Delfinen umringt, die wohl eine wahre Freude hatten uns zu bespassen. Wir hatten wahrhaftig die Chance bekommen mit Delfinen zu schwimmen und dass taten wir bis zur Erschöpfung.

Auf der Jacht wieder angekommen sah ich die Ulli, um die sich gerade einige gekümmert hatten, weil sie weinte, alle dachten sie hätte sich verletzt, sie hatte allerdings genau dass was einige (mich eigeschlossen) hatten, sie war zu Tränen gerührt über diese tollen Momente die wir gerade erleben durften.

Nun wurde richtig aufgetischt, es war Mittagessen angesagt. Uns erwartete im Unterdeck ein kleines Buffet mit allerlei Köstlichkeiten, denen wir uns nun hingaben.

Nun hieß es, wer noch Lust hat zu Schnorcheln, der hat jetzt noch 30 Minuten Zeit und Zack war ich wieder im warmen Wasser und hatte auch gleich die Gelegenheit das nächste Riff zu bestaunen, was sich, wie sich herausstellte, noch schöner war als das Erste.

Glücklich, satt und zufrieden, aber auch hundemüde ging es jetzt wieder Richtung Hotel. Es war ein Tag, so voller schöner Eindrücke, die ich wahrscheinlich nie wieder erleben werde, aber auch nicht vergessen!

Nun hatten wir zwei Tage der Erholung und Ruhe (die Weihnachtsdudelei mal ausgenommen) und konnten in einer kurzen Phase der Windstille auch mal das Hausriff erkunden, was ebenso schön war, wie das auf der Tour, was heißt wir? Ich konnte es, denn als ich die Ulli überreden wollte doch auch mit ins Meer zu steigen, machte sie mich darauf aufmerksam, dass einer der Aufpasser bereits eine halbe Stunde hinter mir her gepfiffen hat, da schon eine ganze Weile die rote Fahne gehisst war, konnte ich ja nicht hören, hatte doch die Ohren im Wasser.DSC_1100

Die zweite Tour stand an, diese wurde uns gesagt ginge mit dem Jeep in die Wüste, mit einem Quad zum Kamelreiten und von da zum Beduinendorf essen.

Genau so haben wir uns das natürlich auch gedacht, mit leichten Abweichungen oder auch Interpretationen sah das nun so aus: wir wurden mit einem Jeep am Hotel abgeholt, neben dem Jeep stand ein junges Bürschelchen mit einem Umhang um. Ich dachte er gehört zum Fahrer… nein, es war der Fahrer. Ich war hin und her gerissen zwischen der Frage bleiben oder fahren. Ich habe es der Ulli erst gar nicht mitgeteilt in welche Richtungen meine Bedenken gehen und bin wortlos eingestiegen. Während der Fahrt stellte sich schnell heraus, dass ich nicht der einzige Bedenkenträger war, auch die Mitfahrenden waren ein wenig irritiert.DSC_0817

Nach dem wir noch andere Hotels angefahren hatten um noch Mitreisende aufzusammeln fuhren wir durch eine herrliche Steinwüstenlandschaft zu einem Ort an dem ganz viele Quads standen, aha, dachte ich, mit denen fahren wir jetzt zu den Kamelen, weit gefehlt. Wir machten damit im großen Pulk eine etwas größere Platzrunde und das war es. Ulli hat sich hinter mir tapfer geschlagen und am Ende hatte sie (obwohl sie eigentlich damit nie fahren wollte) ihren Spaß.

Weil das ein wenig kurz war wurde uns versprochen dass wir abends noch mal dahin kommen würden.

Danach fuhren wir mit den Jeeps weiter in die Berge, in unseren Jeep ist nun ein Reiseleiter eingestiegen, der uns erstens erzählte dass der junge Fahrer ja schon 16 Jahre alt ist und er schon mit 10 Jahren fahren gelernt hat, gut, das hat er uns auch bewiesen, denn die Jeeps lieferten sich ein rennen, wer als erster am Ort ist, unser war immer Erster.DSC_0855

Nun waren wir bei den Kamelen und ich muss sagen, begeistert waren wir nicht.

Die armen Klappergestelle hatten bestimmt schon einige Leute in dieser ca. fünf Minuten dauerden Runde getragen und jetzt kamen auch noch wir. Ich muss ganz ehrlich sagen, noch mal mache ich das nicht, es ist eine Schinderei, auch für die Kamele! Aber zum Glück ging es mit dem Jeep und nicht auf Hufen zum Beduinendorf, das zwar interessant war aber ohne, hätte auch nichts gefehlt.DSC_0959

Von dort fuhren wir zurück zu den Quads, mit einer ausgiebigen Runde mit den Quads da es dort auch was auf die Gabel gab. Ein großes Buffet mit anschließender Bespassung und Sternenhimmel mit Wolken davor.DSC_1052

Ales in Allem, eine schöne Tour, auf der wir erfahren durften, dass Moslems und Christen in Ägypten seit Jahrtausenden friedlich zusammen leben, die Überfälle und Anschläge kämen von außen und für Touristen in der Region in der wir waren keine Gefahr herrschen würde, wenn nur einem Fremden was passiert, würde es die Existenz der Einheimischen gefährden .

Mit diesem sicheren Gefühl haben wir noch die restlichen Tage verbracht, mit dem was wir eigentlich vor hatten, chillen und erholen.

Und abschießend sei noch gesagt, wir kommen wieder! Und wann? Natürlich wenn es aus den Lautsprechern oh du Fröhliche, oh Tannenbaum usw. klingt.

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